Lesung mit Anja Röhl zum vergessenen Trauma der Verschickungskinder



20:00 - 22:00 Uhr // TTZ Marburg

Eintritt: frei

Mitveranstalter: Psychosozial-Verlag Gießen


Lesung mit Anja Röhl zum vergessenen Trauma der Verschickungskinder


Vortrag und Lesung mit Anja Röhl zum vergessenen Trauma der Verschickungskinder

Zwischen den 1950er und 1990er Jahren wurden in Westdeutschland zwischen acht und zwölf Millionen Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren auf kinderärztliches Anraten und auf Kosten der Krankenkassen ohne Eltern zur »Erholung« verschickt. Während der meist sechswöchigen Aufenthalte an der See, im Mittelgebirgsraum oder im Hochgebirge sollten die Kinder »aufgepäppelt« werden. Tatsächlich erlebten sie dort jedoch oft Unfassbares: Die institutionelle Gewalt, die sich hinter verschlossenen Türen ereignete, reichte von Demütigungen über physische Gewalt bis hin zu sexuellem Missbrauch. Betroffene leiden noch heute an den Folgen der erlittenen Traumata.

Anja Röhl gibt den Verschickungskindern eine Stimme und möchte die Träger ehemaliger Verschickungsheime in die Verantwortung nehmen. Sie zeigt, welches System hinter den Kinderkuren stand, und geht möglichen Ursachen für die dort herrschende Gewalt nach. Ihre beiden Bücher sind ein erster großer Schritt zur Aufarbeitung eines bisher unerforschten Bereichs westdeutscher Nachkriegsgeschichte und zur Anerkennung des Leids Betroffener.

Zu den beiden Büchern : „Das Elend der Verschickungskinder. Kindererholungsheime als Orte der Gewalt“ ist erschienen im Psychosozial – Verlag, hat 305 Seiten und ist nach 2021 gerade in der 2., korrigierten Auflage im September 2022 erschienen.

„Heimweh  –  Verschickungskinder erzählen“ ist ebenfalls im Psychosozial – Verlag erschienen. Zum Inhalt: Über Jahrzehnte wurde nicht darüber gesprochen, was sich hinter verschlossenen Türen in sogenannten Kinderkur- und Erholungsheimen abspielte. Viele dieser Kinder kamen gedemütigt, misshandelt und traumatisiert zurück. Nun brechen sie ihr Schweigen. Ihre Geschichten sind detailreich, unsentimental und intensiv, sie bestechen durch ihre Unmittelbarkeit. Anja Röhl hat mit 23 Verschickungskindern gesprochen und ihre Erzählungen aufgeschrieben. Sie gibt damit den Menschen eine Stimme, denen als Kind nicht zugehört wurde.